Als Präsident der provisorischen Nationalversammlung verkündete Dinghofer von der Rampe des Parlamentsgebäudes aus der Volksmenge das Ergebnis der Abstimmung: „Deutschösterreich ist eine Republik“. Dies war bei weitem mehr als ein Formalakt, versuchten doch in der Stunde der Verkündung linksextremistische Kräfte einen Putsch…
Franz Dinghofer wurde 1873 in Ottensheim geboren und studierte nach dem Abschluss des Gymnasiums in Graz Rechtswissenschaften. Nach seiner Promotion zum Doktor der Rechte 1899 schlug Dinghofer eine Karriere bei Gericht ein und wurde u.a. Richter in Linz und in Urfahr. Bereits frühzeitig in der deutschnationalen Bewegung aktiv, zog er für seine Partei 1901 in den Linzer Gemeinderat ein. 1905 wählte ihn der Gemeinderat zum Vizebürgermeister, zwei Jahre später avancierte er zum Bürgermeister der oberösterreichischen Donaumetropole.
Zusätzlich zu diesem Amt wirkte Dinghofer ab 1911 auch als Abgeordneter zum Reichsrat, wo er bald einer der führenden Köpfe seines Klubs wurde. So war es auch nicht verwunderlich, dass Dinghofer in den Tagen des Zusammenbruchs der Donaumonarchie an der Wiege der Ersten Republik stand. Gemeinsam mit dem Sozialdemokraten Karl Seitz und dem Christlichsozialen Jodok Fink übernahm Dinghofer im Oktober 1918 das Präsidium der provisorischen Nationalversammlung. Nach den Wahlen im Februar 1919 wählte ihn die Konstituierende Nationalversammlung zum Dritten Präsidenten, und dieses Amt bekleidete er auch in der ersten und zweiten Gesetzgebungsperiode des 1920 geschaffenen Nationalrats.
Im Oktober 1926 holte ihn Bundeskanzler Seipel als Justizminister in sein Kabinett, dazu amtierte Dinghofer auch von Oktober 1926 bis Mai 1927 als Vizekanzler. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung im Juli 1928 beschloss Dinghofer seine Karriere als Präsident des Obersten Gerichtshofs, was er bis 1938 blieb. Dinghofer starb 1956 in Wien.
Für nähere Informationen zu Leben und Wirken Franz Dinghofers informieren Sie sich auch in der Broschüre über Leben und Wirken Franz Dinghofers