Im Rahmen des „Dinghofer-Symposiums 2022“ im Palais Epstein stellte Christian Neschwara von der Universität Wien ein Buch zu Ehren des Republikverkünders Dr. Franz Dinghofer vor.
Buch „100 Jahre Verfassung – 10 Jahre Dinghofer-Institut“
© Parlamentsdirektion / Thomas Topf
Politische Strahlkraft
Neschwara hatte die Publikation vor zwei Jahren herausgebracht, doch aufgrund der Corona-„Pandemie“ kam es bis zum diesjährigen Dinghofer-Symposium am Montag, 14. November, nie zu einer offiziellen Präsentation. Unter dem Titel „100 Jahre Verfassung – 10 Jahre Dinghofer-Institut“ spannt sich der thematische Bogen des Buches von der Persönlichkeit, der Laufbahn und der politischen Strahkraft des Franz Dinghofer über die diversen verfassungsrechtlichen und -historischen Fragen in den „neuen“ europäischen Nationalstaaten nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bis hin zu ganz grundsätzlich politisch-staatlichen Erwägungen über die Entwicklung der Grundrechte in Deutschland, die Zeitmäßigkeit des österreichischen Verfassungswerkes sowie das Ideal und die Realität des Pluralismus.
Buch erschien im Ares-Verlag
Neben Christian Neschwara leisteten auch noch die Universitätsprofessoren Lothar Höbelt, Hans-Christof Kraus, Reinhard Mußgung und J. Michael Rainer, der emeritierte Univ.-Prof. und ehemalige Dritte Präsident des Österreichischen Nationalrates Wilhelm Brauneder, sowie der Publizist und Privatdozent für Politikwissenschaft, Michael Ley, Beiträge für dieses Buch. Es ist im Ares-Verlag zum Preis von 29,90 Euro erhältlich.
Als „Nazi“ diskreditiert
Von politischen Mitbewerbern oft als „Nazi“ diskreditiert, soll die Publikation die Person Dinghofer in das rechte Licht rücken. Bisher wurde angenommen, dass Dinghofer im Juli 1940 – im Alter von 67 Jahren – Mitglied der NSDAP wurde. Bei der Entdeckung dieses vermeintlichen Faktums haben seine Kritiker sogleich gejubelt und ihn umgehend zum glühenden Nationalsozialisten gestempelt.
Dinghofer musste Posten räumen
Die Recherchen von Universitätprofessor Christian Neschwara für sein Buch brachten aber nun zutage, dass zwar ein NSDAP-Mitgliedsausweis mit dem Namen Franz Dinghofer existieren würde, dieser aber von Dinghofer nie unterschrieben worden sei. Zudem ist historisch gesichert, dass Dinghofer den Posten als Präsident des Obersten Gerichtshofes vorzeitig im Mai 1938 zugunsten eines Vertrauensmanns der NSDAP räumen musste. Er galt im Sinne der NSDAP als „unzuverlässig“.
Verkünder der Republik
Historisch verbürgt ist, dass Dinghofer als amtierender Präsident der 1918/1919 tätigen Provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich, begleitet von seinem Präsidentenkollegen Karl Seitz (Sozialdemokrat), von der Balustrade des Parlamentsgebäudes den einstimmigen Beschluss verkünden durfte: „Deutschösterreich ist eine Republik“.
Publizistischer Widerstand gegen Diffamierung
In den offiziellen Geschichtsbüchern des Landes kann man wenig bis gar nichts über das Wirken des Fanz Dinghofer, der auch Bürgermeister in Linz war, lesen. Umso wichtiger ist es, dass nun dieses Buch erschienen ist, das viele noch unbekannte Einblicke liefert und als publizistischer Widerstand gegen übelste Diffamierung des Franz Dinghofer bezeichnet werden kann.
Hinweis: Ebenfalls im Ares-Verlag erschienen ist ein weiteres spannendes Buch von Universitätsprofessor Christian Neschwara unter dem Titel „100 Jahre Republik Österreich“. Es beschreibt die Provisorische Nationalversammlung und ihre Rolle bei der Entstehung der Republik Deutschösterreich.