Dr. Eike Dohr hat mit seinem Werk unter dem Titel „Um Nachsicht wird gebeten – Die Zustimmung der Großdeutschen Volkspartei zum Bundes-Verfassungsgesetz 1920“ nicht nur eine Forschungslücke geschlossen, sondern seine rechtshistorische Dissertation trägt auch zur Festigung der Identität des heutigen Dritten Lagers im Hinblick auf staatspolitische Verantwortung und positiven Gestaltungswillen bei.
Großdeutsche Vollkspartei bestimmend am Verfassungskurs
Ausgehend von den ersten verfassungsrechtlichen Überlegungen der drei großen Parteien nach dem Ersten Weltkrieg – Sozialdemokraten, Christlichsoziale und Großdeutsche – arbeitet der Autor Wesen und Wirken der verfassungspolitischen Foren und den Verlauf der Verfassungsdebatten heraus. Zum Vorschein kommt der heute meist ignorierte Umstand, dass die Großdeutsche Volkspartei weit über Fragen des Anschlusses hinaus engagiert und bestimmend am Verfasssungsdiskurs und der Ausgestaltung des Poltischen Systems der Ersten Republik beteiligt war.
An demokratischer Gestaltung beteiligt
Die historische Großdeutsche Volkspartei (GDVP, 1920-1934) gilt heute allgemein als reaktionär, antirepublikanisch und in erster Linie am Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich interessiert. Tatsächlich waren die „Großdeutschen“ exponiert an der Entstehung der Republik und deren demokratischer Gestaltung beteiligt, wobei ihnen die Festschreibung des noch heute ungebrochen wichtigen Föderalismus ein besonderes Anliegen war. Das Buch von Eike Dohr zeichnet erstmals detailliert nach, wie Interessenlage und Vorgehensweise der GDVP-Abgeordneten in den Verhandlungen über die Verfassung der Ersten Republik Österreich aussahen und umgesetzt wurden.
Verfassungsrechtliche Vorstellungen des freiheitlichen Lagers
In seinem Vorwort zum Buch schreibt Univ.-Prof. Dr. Christian Neschwara (i.R.), Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte Universität Wien:
Das Hauptverdienst der Arbeit liegt in der Darstellung der Genese der verfassungsrechtlichen Vorstellungen des freiheitlichen Lagers für die neue Republik (Deutsch-)Österreich, welche – nach Scheitern ihres Beitritts als Teilstaat in das Deutsche Reich – selbst auf bundesstaatliche Grundlagen gestellt werden sollte. Die bisher in der Literatur nur schemenhaft vermittelten Verfassungsvorstellungen des national-freieitlichen Lagers sind nun – dank der vorliegenden Arbeit – in ihrer Entstehung offengelegt und können den damals leitenden verfassungspolitischen Ideen der Sozialdemokraten und Christlichsozialen zum Vergleich gegenübergestellt werden.
Disseration hervorragend gelungen
Lob für das Werk von Eike Dohr kommt auch vom Präsidenten des Dinghofer-Instituts, Mag. Dr. Martin Graf. Dem Autor sei mit diesem Werk und seiner zugrundeliegenden Dissertation hervorragend gelungen, einen wesentlichen Beitrag zur akademischen Aufarbeitung der verfassungsrechtlichen Ideengeschichte des Dritten Lagers vorzulegen. Dafür gebühre dem Autor und Dissertanten Dr. Eike Dohr besonderer Dank!, bekräftigt Martin Graf im Vorwort zum Buch.
Im Anhang finden Sie den synoptischen Teil der Dissertation von Eike Dohr, die Großdeutschen und die Entstehung des Bundes-Verfassungsgesetzes 1920, Dissertation, Wien 2021, 2. Teil, im PDF-Format: